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Leserbrief – Amerikanische Verhältnisse in Sicht?

20. Mai 2021

In der Ausgabe der Luzerner Zeitung vom 18. Mai wurde publik, dass die Initiantin der Trinkwasserinitiative, Franziska Herren, ihre öffentlichen Auftritte abgesagt hat, weil sie und ihre Familie Morddrohungen erhalten haben.

Letzte Woche wurde bekannt, dass Corona-Taskforce Chef Martin Ackermann eine Strafanzeige am Hals hat. Diese Woche wurde auch die kantonale Corona-Taskforce für ihre Entscheidungen angezeigt. Ist das die neue Art und Weise, wie wir Meinungsverschiedenheiten in unserem Land austragen? Was ist das Nächste? Einen Sturm auf das Bundeshaus oder gar Todesopfer? Die Schweiz, sonst ein Land der gepflegten Werte, wo man stolz darauf war, dass man ein Mitglied der Landesregierung ohne Leibwächter an einem Grossanlass antreffen konnte, wo man mit Bundes- oder Regierungsräten ganz normal im ÖV sitzt oder wo man mit Politikern oder Persönlichkeiten aus der Wirtschaft einfach problemlos reden kann. Auf diese Schweizer Werte waren wir stolz! Doch was in den letzten Tagen und Wochen in unserem Land abgelaufen ist, macht mir persönlich zunehmend wirklich grosse Sorgen. Ich möchte klar machen, dass ich persönlich auch nicht mit allen Entscheidungen bezüglich den Corona-Massnahmen mit der Task-Force und dem Bundesrat einverstanden war und immer noch bin. Ich sehe es auch ein, dass viele Menschen und Unternehmer von unserem Staat enttäuscht sind. Auch bin ich überhaupt nicht damit einverstanden, was die viel zu extremen Agrarinitiativen und somit die Initiantin Franziska Herren fordern. Doch was ich eigentlich sagen möchte, dass all diese Menschen täglich nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Sie engagieren sich für unsere Gesellschaft und geben täglich ihr Bestes, weil sie alle das gleiche wollen: Die Lebensqualität in unserem Land verbessern. Sie mögen Fehler machen, wie alle anderen Menschen auch. Aber sie engagieren sich aus tiefster Überzeugung für die Sache, für die sie einstehen. Ausserdem haben sie den nötigen Mut, auch nicht ganz populäre Themen auf den Tisch zu bringen und anzusprechen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht einfacher geworden ist, motivierte Leute zu finden, die sich freiwillig in den Vereinen, Gemeinden oder Parteien engagieren. Oder, dass Anfeindungen gegen die eigene Person nicht gerade fördernd sind, sich weiterhin in der Öffentlichkeit für die Gesellschaft einzusetzen. Solche Aktionen werden den Personalmangel in unserem Milizsystem sicherlich nicht fördern – im Gegenteil. Daher ist es mir wirklich eine Herzensangelegenheit, dass wir unsere schweizerischen Gepflogenheiten auch bei einem emotionalen Thema wie der Trinkwasser- oder Pestizidinitiative beibehalten. Dieser Leserbrief soll auch kein Maulkorb sein, denn Meinungsverschiedenheiten und andere Ansichten und Lösungsansätze gehören zu unserer Demokratie und bereichern diese. Die Diskussionen sollen auch weiterhin heiss und emotional geführt werden, solange sie anständig, sachlich, konstruktiv und nicht auf persönlicher Ebene ausgetragen werden. Damit das Erfolgsmodell Schweiz weiterhin erfolgreich bleibt und keine amerikanischen Verhältnisse Einzug halten!

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